Verrat

Im Nebenberuf Spion

Buch und RegieReinhard Schneider
KameraReinhard Schneider
SchnittBernhard Schönherr
Länge44 / 29 Minuten
AuftraggeberWestdeutscher Rundfunk und Deutsche Welle TV
Jahr1996

Die Dokumentation beschreibt das Doppelleben mehrerer Agenten, die im Westen für die Stasi der DDR arbeiteten.Klaus Kuron war als Regierungsoberamtsrat beim Kölner Bundesamt für Verfassungsschutz für die Führung von Doppelagenten zuständig, die er gleichzeitig zwischen 1981 und 1990 an das Ministerium für Staatssicherheit verriet. Neben seinem Chef Hansjoachim Tiedke, der ebenfalls verriet, sorgte Kuron damit für einen der skandalösesten Spionagefälle der deutschen Nachkriegsgeschichte. 1990 bot der KGB Klaus Kuron die Flucht von Ostberlin nach Moskau an. Während sein ehemaliger Chef die Offerte annahm, lehnte Kuron ab und wurde 1992 in Düsseldorf zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt. Zur Zeit befindet er sich im offenen Vollzug in der JVA Remscheid.

„Aber Tatsache ist, daß Menschen, die in einem Nachrichtendienst arbeiten, täglich konfrontiert sind mit Verrat, mit der Anwerbung von Quellen. Bei den eigenen Leuten sagt man dann natürlich, daß das sehr vertrauenswürdige Vertrauensleute sind – eben Quellen; der andere, der Gegner, arbeitet dagegen natürlich mit Verrätern. Das ist also eine sehr dialektische Betrachtungsweise. Aber wenn man sich mit dem Jahr für Jahr befaßt, spielt man auch die Gedanken durch, wie man selbst möglicherweise reagieren würde, wenn man angesprochen würde, wenn man in eine Kompromatsituation kommt, bis zu dem Reiz, auch einmal diesen Kick mitzukriegen, jetzt einmal diesen ganzen Spieß umzudrehen. Das ist, würde ich sagen, eine große Verführung, der nicht nur ich erlegen bin, sondern in der ganzen Geschichte auch einer ganzen Reihe von Nachrichtenoffizieren.“ (Klaus Kuron in einem Gefängnisinterview mit dem Autor und Filmproduzent Reinhard Schneider im Juli 1996)

Ein Mechanismus der Spionage: Während das vom Bundesamt für Verfassungsschutz vorgenommene ‘Umdrehen’ von Agenten für einen Rechtsstaat schon fragwürdig ist, da diese Strategie auf Erpressung beruht, wird das ganze noch gesteigert, sobald jemand wie im Fall Klaus Kuron diese Agenten verrät. Es entsteht ein kompliziertes Geflecht von Lügen, Falschspielereien und Inszenierungen. Während das Bundesamt für Verfassungsschutz den umgedrehten Agenten mit hinreichendem Geheimmaterial ausstatten muß, damit der Seitenwechsel nicht auffällt (dosierte Weitergabe von Staatsgeheimnissen), tüftelt das wissende Ministerium für Staatssicherheit langfristige Methoden aus, den Agenten matt zu setzen. „Letzteres muß unverdächtig geschehen, damit die Quelle beim Bundesamt für Verfassungsschutz nicht auffällt und weiter verraten kann“ (Klaus Kuron).

Verrat (Kölner Stadtanzeiger, Süddeutsche Zeitung) (PDF)
„Letzte Botschaft“, „Der Fliesenleger als Agent“