Tschernobyl
10 Jahre danach
Buch und Regie | Reinhard Schneider |
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Kamera | Bernhard Schönherr |
Schnitt | Bernhard Schönherr / Reinhard Schneider |
Länge | 44 Minuten |
Auftraggeber | Norddeutscher Rundfunk |
Jahr | 1996 |
Ende April 1986 herrschte im Kernkraftwerk Gundremmingen bei Ulm plötzlich äußerste Betriebsamkeit: Die Meßstationen der Umgebung registrierten eine erhöhte Radioaktivität in der Atmosphäre, und man befürchtete ein Leck im Reaktorsystem. Im schwedischen Kernkraftwerk Oskarshamm geschah dasselbe.
Mit diesen damals zunächst unerklärlichen Erscheinungen kündigte sich vor genau 10 Jahren in Westeuropa die größte Katastrophe in der Geschichte der zivil genutzten Kernenergie an. 130 Kilometer nördlich von Kiew war der vierte Reaktorblock des Kernkraftwerkes Tschernobyl explodiert. Die Folgen waren fatal. Sogenannte Liquidatoren büßten bei der Eindämmung der Katastrophe ihr Leben ein, Landstriche wurden entvölkert und über Westeuropa ging eine Wolke radioaktiver Substanzen nieder.
10 Jahre nach der Katastrophe ist die Lage im ukrainischen Tschernobyl noch immer bedrohlich und durch wirtschaftlichen Bankrott desolater denn je. Der sogenannte Sarkophag aus Beton, der sofort nach der Havarie über den Trümmern des Unglücksreaktors aufgeschüttet wurde, ist inzwischen brüchig geworden. Neben der Gefahr einer weiteren radioaktiven Verseuchung droht der Sarkophag in den Block 3 des sich noch immer in Betrieb befindlichen Kernkraftwerkes zu stürzen. Bei jener Anlage handelt es sich um denselben Reaktortyp, der 1986 zur Katastrophe führte.
Berliner Zeitung vom 26.04.1996
Ressort: Kultur
Autor: Ralf Schlüter
Atemraubend Tschernobyl – 10 Jahre danach, NDR/ORB.
Der Super-GAU in der Ukraine liegt genau 10 Jahre zurück. Man hätte an die Katastrophe ganz bequem erinnern können, mit einem aus Archivmaterial zusammengeschusterten, besinnlichen Bericht. Aber Reinhard Schneider wollte mit seiner Reportage tiefer bohren: Er reiste zur Sperrzone, befragte ehemalige Arbeiter des Kraftwerks nach ihren Erinnerungen, zeigte technische Mängel und „menschliches Versagen“ auf. Besonders gespenstisch waren Aufnahmen aus dem „Sarkophag“, die ein russischer Arbeiter machte. Auf seinem Videoband wurde Radioaktivität sichtbar: Sie griff das Filmmaterial an, auf der Kassette waren weiße Pigmente zu sehen.
Schneider führte Interviews mit ursprünglich evakuierten Menschen, die illegal in ihre Häuser zurückgekehrt waren. Es war sicher nicht ungefährlich, diese Reportage zu machen – dafür raubte sie einem nicht nur den Atem, sondern auch die Gleichgültigkeit, die man im Laufe der Jahre gegenüber diesem Thema entwickelt hatte.
Tschernobyl (Berliner Zeitung vom 26.4.1996) (PDF)
„Atemberaubend“