Das Mädchen und der Bomberpilot

Buch und RegieReinhard Schneider
Länge55 Minuten
ErzählerThomas Brooks - Peter Simonischek
AuftraggeberSFB
Jahr1999

Eine Frau hastet mit ihren beiden Kindern durch brennende Straßen. Bomben fallen. Der rettende Bunker ist noch weit. In einem Splittergraben werden 20 Menschen zerfetzt, und zerfetzt werden auch drei Kriegsgefangene, die ein Nazi nicht mehr in den Bunker ließ.

Frau Edith Schneider – die Mutter des Autors – war eines der beiden Kinder in den brennenden Straßen. Sie erlebte während des zweiten Weltkrieges die Bombenangriffe auf das Ruhrgebiet und sie erzählt die Ereignisse aus der Perspektive einer Straße, in der sie zwischen ihrem zwölften und achtzehnten Lebensjahr wohnte. Die Straße befindet sich in der Nähe des damaligen Hauptbomberziels: Eine Zeche und eine Großraffinerie.

Zur ‘Bodensicht’ gibt es den Gegenpart: Die Sicht des englischen Bomberpiloten Thomas Brooks, der über dem Ruhrgebiet im Einsatz war. Als sich Thomas Brooks mit 19 bei der Royal Air Force meldete, interessierten ihn weniger die Flugzeuge als die dort veranstalteten Rugbyspiele. Einige Jahre später stellt sich für ihn als Captain eines Bombers fortwährend die Frage des Überlebens. Gleichzeitig wird seine Welt brutal auf das Handwerk der Zerstörung reduziert: Zielanflug, Kurskorrektur, Interpretation der Zielmarken, Jägerattacken, Ausweichmanöver, Zielidentifikation, Kommando zum Öffnen der Bombenschächte, Bombenabwurf, Gegensteuern zum Gewichtsverlust und Kurswechsel…

Die Sendung „Das Mädchen und der Bomberpilot“ spielt zwar im zweiten Weltkrieg – dem Autor ging es aber auch darum, in den beiden extremen Gegenpositionen einen allgemeinen Grundmechanismus von Kriegen darzustellen: Eine verhängnisvolle Dynamik von Angst und Zerstörung, die in ihrem zunehmenden Automatismus immer auswegloser erscheint.