Unter Tage
Bergleute im Ruhrgebiet
Buch und Regie | Reinhard Schneider |
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Länge | 50 Minuten |
Erzähler | Michael Thomas |
Auftraggeber | SFB / NDR / SR |
Jahr | 1991 |
Links und rechts saust die Schachtwand mit den Versorgungsleitungen vorüber. Einige der Bergleute auf der Förderplattform schlucken. Einer von ihnen wird später erzählen, wie er bei seiner ersten Schicht das Schlucken vergaß. Durch den sich aufbauenden Druck in den Ohren war er später für Stunden taub.
In 1000 Meter Tiefe frißt sich an einem Abbaupunkt ein Kohlenhobel über eine Länge von 250 Meter in den Berg. Die rohe Kohle stürzt krachend auf den Panzerförderer. Die größten Brocken werden an der Kopfstrecke von einem Brecher zermalmt. Wenn der Gebirgsüberhang im Flöz zu groß ist, kriechen die Schildzieher durch die enge Gasse zwischen Panzerförderer und Ausbau und rücken per Hydraulik die abstützenden Schilde nach.
Der ehemalige Bergmann Otto Nowitzki sitzt in Gelsenkirchen-Horst hinter seinem Zechenhaus mit Kumpeln in seiner Gartenlaube. Unter den Tisch deutend meint er: „Du mußt mal sieben Stunden unter ‘nem Tisch herumkrauchen, da meinst du, du wirst doof. Wenn du dich am Ende in der Kopfstrecke aufrichten konntest, dann dachtest du, es wäre Sonntag.“ Die anderen nicken zustimmend. Gemeinsam warten sie auf die Rückkehr von Ottos Tauben, die sich von Holland aus auf einem Wettflug befinden. Ihre Zustimmung geben sie jedoch nicht nur der anstrengenden Rumkraucherei unter Tage, sondern nicken ebenfalls in Richtung des Elektrosteigers Franz, der von dem eigenartigen Gemeinschaftsgefühl spricht, das den Bergmannsberuf auszeichnet.