Basalt

Experimentelles Originaltonhörspiel

Buch und RegieReinhard Schneider
Länge50 Minuten
AuftraggeberHessischen Rundfunks
Jahr1987

Das von der Hörspielabteilung des Hessischen Rundfunks gesendete Stück verarbeitet in Geräuschkollagen und fragmentarischen Erzählungen Erfahrungen des Autors, die dieser zwischen 1971 und 1973 in einem Basaltsteinbruch bei Darmstadt als Schlosser gemacht hat.

Nach dem letzten Hornsignal ein Moment totaler Stille, dann erzittert der Boden. Für kurze Zeit betäubt die Detonation unsere Ohren. Es regnet Steine. Früher hatte ich einmal Angst vor dem Umgang mit den Dynamitkisten. Aus dem Sprengstoffbunker warf man sie sich gegenseitig schwungvoll zu und der letzte Mann in der Kette schmiss sie krachend in die Schaufel eines Radladers.

Wenig später poltert das aus dem Berg gesprengte Gestein über Rollenroste und Siebe, wird vorgebrochen, zermahlen, weiterbefördert, sortiert und verladen. Stahlplatten bersten, Förderbänder reißen, Siebe brechen durch – die Schlosser müssen ran. Sie waten im Schlamm, werden von Staubwolken verschluckt, klettern in Brecher, kriechen unter Siebe, hämmern, schweißen und fluchen.

1972 war ich für über ein Jahr mit von der Partie. Anders als in den Betrieben, in denen ich vorher gearbeitet hatte, erschien mir das Verhältnis der Arbeiter im Steinbruch untereinander frei von Eigendünkel und von einer wohlfeilen Trennung der Arbeit in grobe und feine, in qualifizierte und helfende Verrichtungen. Die Schwere der Arbeit erzeugte eine Art schmutzstarrende Gemeinschaft.

1987 kehrte ich noch einmal zurück in die Welt des Gesteins. Dieses mal als Hörspielmacher. In meiner Tonkollage über einen Basaltsteinbruch geht es mir um einen fortlaufenden inneren Monolog als Zusammenklang von Geräuschen, Zitaten, Erinnerungen und Assoziationen, der die Schwere der Arbeit, Momente der Freude und der stetigen Gefährdung in der Totalität einer Geräuschkomposition zu fassen versucht.